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Jost aus Soest schreibt über Geschichte, Mittelalter, Soest:

Wallentwicklungskonzept

Den Soester Stadtwall besser nutzen! Aber wie?

Dienstag, 26. August 2014

KattenturmEines der markantesten Wahrzeichen der Stadt Soest ist sicher die noch zu dreiviertel erhaltene Wallanlage. Die über 800 Jahre alte Stadtmauer ist ein großartiges Alleinstellungsmerkmal, welche u. a. auch ein Ausdruck des damaligen Stolzes der Bürger und der Bedeutung der im 12. Jahrhundert wichtigsten westfälischen Metropole ist. Zu dieser Zeit war Soest nämlich eine der größten deutschen Städte - nur Köln ist deutlich größer gewesen!

Heutzutage wird diese Anlage vielfältig genutzt, so für Aufführungen im Rahmen der Soester Fehde, oder täglich einfach als oft schnellster Weg, um von A nach B zu kommen. Auch der Wert als Grünanlage ist unbestritten.

Allerdings bringt ein so gewaltiges Monument natürlich auch seine Probleme mit sich: Die Instandhaltungskosten sind immens, die optimale Nutzungsmöglichkeit noch nicht gefunden.

Rat & Tat

Daher hat die Stadt Soest die Bürger um Rat gefragt - einerseits durch ein im Mai stattgefundenes offenes Treffen mit Bürgern (in Form eines "Brainstormings") - und andererseits durch Beiträge, die via Brief und eMail eingegangen sind.

Die dabei gesammelten Erkenntnisse und Ergebnisse liegen nun gebündelt vor und sollen am 19.11.2014 (um 18:00 im Blauen Saal/Rathaus) in Hinblick auf Machbarkeit und Nutzen vorgestellt und diskutiert werden.

Stadtmauer mit Turm

Erste Veranstaltung mit Bürgerbeteiligung (3. Juli 2014)

Im Rahmen der Veranstaltung (und auch noch danach, schriftlich) wurden zahlreiche Themen angesprochen:

Natürlich sind die Grenzen zwischen diesen Schwerpunkten fließend. Was etwa für Senioren gut ist, muss ja nicht für Jugendliche schlecht sein...  ;-)

Die vollständige Ergebnisdokumentation kann übrigens auf den Seiten der Stadt Soest heruntergeladen werden:
www.soest.de/bilder/planen/14_08_20_1._buergerbeteiligung_dokumentation.pdf (3 MB) 

Blick in die Gräfte

Einige m. E. besondere Schwerpunkte und Ideen

Ich selbst habe mir auch einige Gedanken zum Thema gemacht...

Patenschaften

Durch Patenschaften kann eine rege und innige Beteiligung von Soester Bürgern, Institutionen und Vereinen erreicht werden.

So können sich Gruppen um ganze Wallabschnitte kümmern (zur Motivation mit Schildern am Anfang/Ende der Wallabschnitte, welche die jeweiligen Paten und ihre Aufgaben vorstellen), während Bürger für einzelne Objekte zuständig sind (etwa Bänke mit Patenplakette darauf).

"Wiederherstellung" der historischen Verteidigungsanlagen

Ein noch mittelalterlicheres Soest würde den Tourismus fördern!

Natürlich wäre es viel zu teuer, Türme, Tore und fehlende Wallabschnitte originalgetreu neu zu errichten. Aber je nach Objekt könnte durch entsprechend beschnittene Bäume, bemalte (Stoff-)Verkleidungen (aka Christo), geschickt gesetzte Beleuchtungen (Lichtstrahl als Baumaterial) die mittelalterlich/defensive Anmutung gefördert werden.

Zusätzlich (z. B. wo ein "Rückbau" nicht möglich ist, etwa bei stark befahrenen Straßen) könnten auf dem Untergrund Wegmarken/Markierungen eingesetzt werden, so dass zumindest die Grundrisse der früher dort gestandenen Objekte sichtbar werden (Beispiele: die Vorburg des Osthofentors, der Verlauf des nördlichen Walls).

Auf der Mühlenbastion könnte die Windmühle wieder aufgebaut werden. Diese sollte dann als Restauration/Café genutzt werden.

Rundgang ermöglichen

Die Verkehrsführung müsste möglichst so gestaltet sein, dass man den ganzen Wall umrunden kann, ohne auf den Straßenverkehr achten zu müssen. Die Wiederherstellung der Stadttore wäre natürlich optimal, aber viel zu teuer... Wie wäre es daher mit Fußgänger-/Fahrradbrücken, die entsprechend verkleidet werden könnten (s. o.)?

Der Rundweg sollte durch eine entsprechende Trennlinie klar in Fuß- und Radweg aufgeteilt werden, so dass die Gefahr von Kollisionen vermindert wird.

Es sollte eine gute Verbindung von Gräfte/Wall und Altstadtkern geben. Dazu sollte es nicht nur mehr Beschilderungen geben, sondern auch mindestens einen besonders mittelalterlich anmutenden Weg (Lehrpfad?), wo z. B. durch Aufstellwände Eindrücke vermittelt werden können, wie die Wallanlage ursprünglich ausgesehen hat.

Bürgerbeteiligung und -information

Sonstiges (in aller Kürze)

Osthofentor

Weiteres Vorgehen

Der Projektverlauf sieht nach der erfolgreichen Auftaktveranstaltung zum Wallentwicklungskonzept (Bürgerversammlung im Blauen Saal am 03.07.2014) über den Sommer eine längere Bearbeitungszeit vor. Dabei werden die gesammelten Erkenntnisse und Anregungen der Bürgerinnen und Bürger durch das Planungsbüro Davids, Terfrüchte + Partner aus Essen und der Stadt Soest angemessen bewertet, diskutiert und ein erstes Vorkonzept entwickelt.

Im Herbst (Bürgerwerkstatt im Blauen Saal am 19.11.2014) wird eine zweite öffentliche Veranstaltung zum Wallentwicklungskonzept stattfinden. Die Organisatoren freuen sich bereits auf eine "weiterhin rege Teilnahme in diesem spannenden Prozess".

Zur Erinnerung und Motivation:

Für die Soester wie auch für Gäste sind die Soester Wallanlagen ein gern besuchtes Naherholungsziel. Zu allen Jahreszeiten lohnt ein Spaziergang über den Wall oder durch die Gräften. Spielplätze, Kunstobjekte, Blumenbeete, Sitzbänke und vieles mehr machen einen Besuch der Wallanlagen lohnenswert. Natürlich stehen die Wälle unter Denkmalschutz. Ihre Erhaltung und sichere Nutzung durch Passanten ist vordringliches Ziel der Stadtplanung.

Aber darüber hinaus sollen auch Vorschläge und Ideen geprüft werden, wie die Wallanlagen noch attraktiver gestaltet und dann auch genutzt werden können, ohne deren Charakter zu schädigen. Schwerpunkte der Überlegungen sind nicht zuletzt,

Die Anregungen von Bürgerinnen und Bürgern, von Vereinen, Verbänden und Fachleuten sollen in das geplante Wallentwicklungskonzept als Vorschläge aufgenommen sowie auf Machbarkeit und Nutzen geprüft werden.

Zwischen den Mauern

In diesem Sinne: Mitmachen & mitgestalten!

Also bis zum 19. November!

Jost Schwider, Soest